
Gedanken zum Markus-Evangelium
Ein Schriftgelehrter, der von Jesus wissen will, welches das erste bzw. größte Gebot von den vielen Anordnungen des Alten Testaments ist, hat eine lehrreiche Antwort erhalten: Gott zu lieben und den Nächsten zu lieben - „größer als diese ist kein anderes Gebot“ (Markus 12,31).
Der aufrichtige Schriftgelehrte stimmt der Antwort des Herrn zu und wiederholt das Gesagte. Dabei fällt auf, dass er die Liebe zu Gott und zum Nächsten für wichtiger ansieht als das, worauf die religiösen Führer des Volkes größten Wert legen: die äußeren Formen und Zeremonien zu halten. Darin ist er vielen Schriftgelehrten voraus, über die der Herr Jesus ein mehrfaches „Wehe euch“ aussprechen muss, weil sie in ihrer Heuchelei die „wichtigeren Dinge des Gesetzes beiseitegelassen“ haben (Matthäus 23,23).
So ehrenwert es ist, gegenüber Gott und seinen Mitmenschen hingebungsvoll zu leben - dem Schriftgelehrten fehlt etwas: Er ist noch nicht im Reich Gottes, sondern nur nah daran. Ob jemand nah oder fern vom Reich Gottes ist, macht keinen entscheidenden Unterschied; wer nicht hineingeht, endet im Verderben. Wie tragisch, dass der Schriftgelehrte nicht erkennt, dass in Jesus die Gnade Gottes erschienen ist, die für alle Menschen das Heil bringen will (Titus 2,11). Denn nicht unsere guten Taten sind es, die uns in den Himmel bringen, sondern nur der Glaube an Jesus, den Retter.