Fr Freitag
24.
Mär März
... und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben.
Matthäus 6,12

Auf der Flucht vor den Roten Khmer (5)

Koeun, ein Kambodschaner, dem die Roten Khmer Schreckliches angetan haben, findet im Gefängnis eines Nachbarlands zum Glauben an den Herrn Jesus. Nun steht er vor der Herausforderung, als Christ seinen Peinigern im Herzen zu vergeben. Er erzählt:

Am ganzen Leib zitternd kniete ich nieder, allein in der Mitte meiner Zelle. Dann betete ich einfach, aber aus tiefstem Herzen:

„Gott, hilf mir, den Roten Khmer zu vergeben.“ Dann wurde ich von Schluchzern geschüttelt und stützte mich mit den Händen auf dem Boden ab, um das Gleichgewicht zu halten. … Diesen Moment erlebte ich allein. Allein mit mir selbst. Allein vor Gott. Dann nahm ich meinen Kopf in die Hände, um mich zu beruhigen … Ich weiß nicht, wie lange ich in dieser Haltung blieb, während ich langsam all meine Bitterkeit und meinen Hass losließ …

Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was dann geschah: Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass eine schwere Last von meinen Schultern genommen wurde. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich erleichtert. Hass und der Wunsch nach Rache hatten all die Jahre meinen Blick verdunkelt. Trotz der Dunkelheit in meiner Zelle hatte ich endlich das Gefühl, klar sehen zu können.

Ein tiefer Friede zog in mein Herz ein. Ich war frei, wirklich frei. Es war keine körperliche oder politische Befreiung, wie ich sie mir erhofft hatte. Ich hatte die Freiheit gesucht. Ich hatte mein Land verlassen, in der Hoffnung, bald zurückzukehren und Gerechtigkeit zu erfahren. Doch nun hatte ich im Gefängnis die wahre Freiheit gefunden - die Freiheit, die nicht von den Umständen abhing; die Freiheit, die mir niemand je nehmen konnte, egal, ob ich in den vier Wänden eines Gefängnisses eingesperrt war oder als Flüchtling am anderen Ende der Welt lebte. (Schluss)