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9.
Mai Mai
Joseph ... ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, dass er ihm übergeben würde. ... Joseph legte ihn in seine neue Gruft, die er in dem Felsen hatte aushauen lassen; und er wälzte einen großen Stein an den Eingang der Gruft und ging weg.
Matthäus 27,58.60

Seltsame Begegnungen (4) - Pilatus

Eine seltsame Begegnung. Pilatus, dem römischen Statthalter von Judäa, ist nicht wohl bei dem, was gerade geschehen ist: ein Justizmord an Jesus, zu dem er, Pilatus, seine Zustimmung geben musste. Musste? Eigentlich nicht, aber wenn man um seinen Einfluss fürchtet, wird man erpressbar.

Und nun kommt einer aus dem jüdischen Sanhedrin, dieser Instanz, die Jesus von Nazareth unbedingt zum Tod verurteilt haben wollte, und bittet um den Leib des Verstorbenen. Sehr seltsam! Vielleicht tröstet es den korrupten, jedoch nicht völlig abgestumpften Römer, dass der unschuldig Verurteilte wenigstens ein anständiges Begräbnis haben soll. Wir wissen es nicht. Jedenfalls legt er Joseph für sein Vorhaben keine Steine in den Weg.

Es ist eine bewegende Vorstellung - Joseph und Nikodemus, die beiden vornehmen Männer, geben ihrer Trauer gemeinsam Ausdruck: Vorsichtig nehmen sie den geschundenen Leib des Herrn Jesus und balsamieren ihn sorgfältig mit den reichen kostbaren Substanzen ein, die Nikodemus mitgebracht hat. Dann wird der Leib Jesu in eine Gruft gebettet, in der noch nie jemand gelegen hat. Der Evangelist Matthäus erzählt, dass Joseph von Arimathia diese Gruft für sein eigenes Begräbnis in die Felsen hatte schlagen lassen. Eine solche neue Felsengruft konnten sich nur wenige Israeliten leisten.

Das Werk dieser beiden frommen Juden, die sich zuvor gar nicht durch besonderen Mut oder große Entschiedenheit hervorgetan hatten, gefiel Gott gewiss sehr! Denn wer den Sohn Gottes ehrt, ehrt zugleich den Vater im Himmel (vgl. Jo­han­nes 5,23).