Mi Mittwoch
26.
Feb Februar
So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen!
Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis.
Psalm 90,12; Sprüche 1,7

Der Knacks (1)

In seinem Buch Der Knacks benennt der Publizist und Fernsehmoderator Roger Willemsen (1955-2016) schonungslos die Brüche, die „Knackse“, die einem Menschen im Laufe seines Lebens widerfahren. Darin variiert er immer wieder aufs Neue die banale, aber deswegen nicht minder wichtige Einsicht: Wir Menschen sind endlich. Am Ende warten körperlicher und geistiger Verfall, Krankheit, Alter und Tod. Sich der Endlichkeit des Lebens bewusst zu werden, zu erkennen, dass unsere Tage gezählt sind, davon handelt der oben zitierte Vers aus Psalm 90. Diese Erkenntnis ist demnach eine Voraussetzung, um weise zu werden.

Eine wichtige Einsicht vermisst der Leser des genannten Buchs allerdings: dass all diese Brüche und die Tatsache, dass wir sterben müssen, darauf zurückzuführen sind, dass die gesamte Menschheit durch die Sünde verdorben ist. Was Willemsens Figuren fehlt, ist ein Gewissen, das über die Sünde erschrickt, und die Furcht davor, einmal Gott gegenübertreten zu müssen, um Ihm Rechenschaft zu geben für das, was wir getan oder unterlassen haben. Wenn wir wirklich weise sein wollen, reicht es nicht, wenn wir uns unserer Vergänglichkeit bewusst werden, sondern wir brauchen „die Furcht des Herrn“. Sie ist, wie unser Tagesvers sagt, die Voraus­setzung für „den Anfang der Erkenntnis“.

In seinem letzten Interview vor seinem frühen Krebstod klingt Roger Willemsen allerdings nachdenklich und traurig. Nach dem Glauben befragt, antwortet er: „Ich bin so weit Rationalist geworden, dass ich mit meiner Vernunft den Glauben nicht mehr in Einklang bringen konnte. Ich würde gerne glauben, aber ich kann nicht. Aber ich respektiere jeden Gläubigen und vor allem die christliche Ethik, der so viel Humanität innewohnt.“

(Schluss morgen)