Fr Freitag
25.
Okt Oktober
Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott sehen.
Matthäus 5,8

Er gab Christus die Ehre

In den 1960er-Jahren spielte das Moskauer Staatstheater die Uraufführung von „Christus im Frack“, einer geschmacklosen Posse - allerdings mit einem überraschenden Schluss.

Nachdem im ersten Akt die Besucher mit absurden Szenen zum Lachen gebracht worden waren, sollte im zweiten Akt der damals berühmte Darsteller Alexander Rostowzew als „Christus“ die Bühne betreten. Ärmlich gekleidet mit einem großen Neuen Testament, sollte er die ersten zwei Seligpreisungen der Bergpredigt vorlesen, dann Buch und Gewand wegschleudern und ausrufen: „Reicht mir Frack und Zylinder!“ Damit sollte zum Ausdruck kommen, dass Christus eigentlich ein Heuchler gewesen sei!

Doch es kommt anders: Zur Überraschung des Publikums liest Rostowzew die nächste Seligpreisung: „Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.“ Der Schauspieler schweigt plötzlich. Er ist sichtlich bewegt. Die Spannung steigt. Dann liest er weiter - bis zum Ende. Er ist vom Text derart ergriffen, dass er nicht mehr aufhören kann: „Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden. Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit zuteilwerden. … Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen. Glückselig die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel. Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden um meinetwillen.“ Eine gespannte Stille entsteht - doch niemand protestiert. Alle warten, was nun geschieht. Dann ruft Rostowzew mit den Worten des Schächers am Kreuz: „Herr, gedenke meiner, wenn du in deinem Reich kommst!“ (vgl. Lukas 23,42).

Später verschwand der Schauspieler in einem Arbeitslager. Er weigerte sich, Christus zu verhöhnen, und gab Ihm stattdessen die Ehre. Was für ein Beispiel!